Laut einer Studie der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig kauft jeder zweite deutsche Mittelständler Vorprodukte am liebsten beim Lieferanten um die Ecke (Local Sourcing). Nur bei Bedarf beschaffen 43 Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen auch im Ausland ihre Produkte (Global Sourcing). Die Wahl des Standorts zur Produktbeschaffung sollte individuell bedacht werden, da sie unter anderem Auswirkungen auf die Kostenersparnis, zeitliche Beschaffung und die Produktqualität hat.
Damit verzichten sie auf die zehn bis 30 Prozent Kostenersparnis, die sie durch eine internationale Beschaffung durchschnittlich erzielen könnten.
Produktsourcing – Das richtige Produkt finden
Einfach ausgedrückt ist das Produktsourcing der Prozess der Suche nach Produkten, die verkauft werden sollen. Es ist jedoch nicht immer einfach, die Produkte, die sie verkaufen wollen, zu Preisen zu finden, die einen Gewinn ermöglichen. Die Recherche nach den richtigen Lieferanten und die Aufrechterhaltung eines hohen Qualitätsniveaus der Produkte kann sich demnach als Schwierigkeit herausstellen. Erfolgreich durch dieses Haifischbecken zu navigieren funktioniert nur dann, wenn alle unterschiedlichen Methoden und Wege genauestens beleuchtet worden sind. Bei der richtigen Beschaffungsstrategie in Bezug auf die örtliche Beschaffung kommt es auf die Ermittlung der Risiken und Unsicherheiten an, um festzustellen, ob sie tatsächlich vorteilhaft sind. Aus diesem Grund werden nun im Folgenden die Vor- und Nachteile von Local Sourcing und Global Sourcing für neue Produkte beleuchtet.
Nice to know: Ob die Beschaffung von Produkten z. B. für den eigenen Online Shop direkt von einem Hersteller oder von einem Zwischenhändler erfolgt, macht einen großen Unterschied in Bezug auf die Möglichkeit der Gestaltung und Optimierung von individuell gefertigten Produkten. In Zusammenarbeit mit einem Händler ergeben sich Optionen, die ein Zwischenhändler selbst nicht bieten kann.
Global Sourcing – Vorteile und Nachteile des Weltmarktes
Global Sourcing bezeichnet den Prozess der Beschaffung von Produkten auf dem globalen Weltmarkt. Produkte können somit dort gekauft werden, wo sie besonders preiswert herzustellen sind und günstig im Einkauf sind. Hierdurch ergeben sich Wettbewerbsvorteile in der Beschaffung von qualitativ hochwertigen Produkten zu verhältnismäßig günstigen Preisen. Ebenso ergibt sich durch die weltweite Beschaffung die Möglichkeit, Ressourcen, die lokal nicht verfügbar oder vergleichsweise teuer sind, günstiger einzukaufen. Somit lassen sich Unterschiede in Wachstum, Inflation und Konjunktur geschickt ausnutzen.
Global Sourcing ist durch die Globalisierung sowie einer digitalen Informations- und Infrastruktur zurzeit so einfach wie noch nie. Produkte, die direkt vom Hersteller produziert werden, können beispielsweise über Handelsplattformen wie Alibaba.com bequem online mit einem Klick begutachtet und angeschaut werden. Zwischenhändler, die eine Abhängigkeit erzeugen, können hierdurch überbrückt werden. Das Beziehen von Produkten von der direkten Quelle bringt Qualitätsvorteile mit sich, da Händler oder Regionen mit besonderen Spezialisierungen genutzt werden können. Durch den internationalen Wettbewerb erhöht sich der Druck auf den Lieferanten. Diese werden dadurch angeregt, die Leistung zu verbessern und die Preise günstiger zu kalkulieren, sodass Kostenvorteile für den Einkäufer entstehen.
Local Sourcing – Vorteile und Nachteile regionaler Anbieter
Local Sourcing ist im Vergleich zu Global Sourcing eine alternative Beschaffungsstrategie eines Unternehmens, bei der Produkte möglichst von Lieferanten „in der Nähe“ beschaffen werden.
Gegenüber Global Sourcing hat diese Beschaffungsstrategie einige Vorteile in Bezug auf Transportkosten: Oft werden geringe Transportkosten durch die geografische Nähe und die damit verbundenen kurzen Transportwege mit dem Local Sourcing assoziiert. Lieferzeiten sind im Vergleich zu der Beschaffung aus dem entfernteren Ausland nahezu kurz und Lieferengpässe treten verhältnismäßig seltener auf. Dies bringt ein kalkulierbares Risiko und eine gewissen Flexibilität mit sich, auf die ein Geschäft sich stützen kann. Leere Regale oder der Ausfall von Produkten sind einfacher zu vermeiden. Logistisch bringt diese Just-in-time-Delivery einen großen praktischen Vorteil mit sich, da die Waren dann geliefert werden können, wenn sie benötigt werden und nicht im Vorhinein auf Lager bestellt werden müssen. Dementsprechend lässt sich der logistische Aufwand beim Local Sourcing minimieren und Kosten, die beispielsweise für die Lagerung von Produkten anfallen, geschickt umgehen. Fehlerhaft hergestellte Artikel oder mangelnde Zustände der Produkte können leichter durch häufigere Kontrollen der Produktions- und Qualitätsstandards vermieden werden, wenn die Herstellung in geografischer Nähe stattfindet.
Die Vorteile für Klima und Umwelt, die sich durch die Wahl eines lokalen Herstellers ergeben, können vom Einkäufer explizit vermarktet werden und Kunden dadurch zum Kauf des Produktes überzeugen. Zeitgleich kann hiermit ein Imagevorteil für das Unternehmen entstehen, da das Ansehen von Produkten “Made in Germany/Europe” oft höher ist als das Ansehen vergleichbarer asiatischer Produkte. Zudem können durch Local Sourcing Arbeitsplätze in der Region gesichert werden können.
Beachtet werden sollte beim Local Sourcing jedoch auch die Abhängigkeit zum lokalen Hersteller oder Händler, da es oftmals nur eine überschaubare regionale Auswahl gibt. Beziehungen müssen daher gepflegt werden und durch den geringen Wettbewerb können erhöhte Kosten entstehen, da der Hersteller nicht mit anderen konkurrieren muss und eine Preissenkungen seltener eintritt.
Local vs. Global Sourcing im Vergleich
Aufgrund der möglichen hohen Kosten für den Transport und der erhöhten Risiken ist Global Sourcing nicht für jedes Unternehmen geeignet. Global Sourcing kann nicht überall angewendet werden, denn diese Beschaffungsstrategie ist mit Risiken und Voraussetzungen verbunden, die nicht immer erfüllt werden können. Das Global Sourcing ist mit einem hohen Informations- und Logistikaufwand verbunden, den nicht jedes Unternehmen bewältigen kann. Ebenso gilt: Andere Länder, andere Sitten. Das tendenziell eher unbekannte Ausland kann oft mit vielen Risiken und Unsicherheiten verbunden sein, zu denen politische Instabilität, Währungsrisiken und Verlust von Know-how gehören. Außerdem ist die Beschaffung auf dem Weltmarkt mit einem hohem Aufwand verbunden.
Die Logistik und Koordination für die Beschaffung von Informationen dürfen nicht unterschätzt werden. Fehlerhafte Lieferungen können fatale Folgen für das Unternehmen haben. Hinzu kommt, dass Rechnungen oft unter Einbezug von langen Transportwegen und Lieferzeiten nicht aufgehen, da diese mit immensen Kosten verbunden sein können. Dies sind Kosten und Risiken, die den möglichen Einsparungen durch günstigere Einkaufspreise und Qualitätsvorteilen für das Produkt gegenübergestellt und abgewägt werden müssen.
Die Beschaffung von lokalen Herstellern in der DACH-Region ist bei Handelsprodukten durch die fortschreitende Globalisierung kaum noch möglich. Finanziell können Produktionen in Deutschland nicht ansatzweise mit den Preisen der Konkurrenz in Niedriglohnländern mithalten. Aus diesem Grund beschränkt sich das Local Sourcing oft auf Bezugsquellen von Zwischenhändlern, wodurch einige Vorteile nicht realisiert werden können. Produkte lassen sich beispielsweise meistens nicht anpassen und Vorteile für Klima und Umwelt fallen entsprechend des Produktionslandes weg. Nichtsdestotrotz bringt die Zusammenarbeit mit einem lokalen Partner einsteigerfreundliche Konditionen mit sich, die häufig eine Grundlage für ein weiteres Vorgehen schafft.
Beschaffungsstrategien: Faktoren für ein erfolgreiches Produkt
Zusammenfassend gilt, den besten Kompromiss in der Beschaffungsstrategie zu finden, sodass das bestmögliche Produkt, angepasst auf die Nachfrage der Konsumenten erworben und verkauft werden kann. Faktoren, die dafür hauptsächlich eine Rolle spielen, sind folgende:
> Die Produktqualität:
Diese ist essentiell für den Konsumenten, denn dieser sucht nach dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis bei seinem Einkauf. Deshalb steht es im Mittelpunkt, den Ansprüchen des Konsumenten an das Produkt gerecht zu werden, sodass dieser nicht nur beim Kauf von dem Produkt überzeugt wird, sondern erneut zu dem jeweiligen Produkt greift oder dieses bestenfalls sogar weiterempfehlen würde.
> Die Stückpreise:
Finanziell muss ein Produkt sich rentieren und genügend Gewinn für alle Beteiligten bei einem Verkauf an den Konsumenten abwerfen. Dementsprechend ist ein Fokus auf die Differenz zwischen dem möglichen Verkaufspreis im Handel und dem Einkaufspreis beim Händler, also dem möglichen Gewinn, die Hauptaufgabe des Einkäufers. Unterschiedliche Partner können an ihren jeweiligen Standorten unterschiedliche Konditionen anbieten, welche es beim Local vs. Global Sourcing abzuwägen gilt.
> Die Kommunikation mit dem Partner:
Der jeweilige Händler oder Hersteller sollte ihr Partner sein. Kommunikation und Vertrauen ist dafür das A und O. Kleinste Missverständnisse, nicht kommunizierte Erwartungshaltungen oder Ungenauigkeiten in der Zusammenarbeit können Qualitätsprobleme begünstigen und fatale Auswirkungen auf den Verkauf eines Produktes haben.
> Die Logistik: (Standort)
Die logistische Abwicklung entscheidet oft über Erfolg oder Misserfolg, denn unerwartete Kosten, Lieferengpässe, Transportschäden oder unerwartet Probleme mit dem Zoll lassen Kosten schnell in die Höhe schießen. Dementsprechend muss die Abwicklung im Vorhinein bis ins Detail mit dem jeweiligen Partner zusammen geplant und abgesprochen werden.
> Möglichkeiten der Individualisierung des Produkts:
Produkte von der Stange, die jeder verkaufen kann, können je nach Geschäftsmodell einen absoluten Flop darstellen. Strategisch muss das Produktsourcing eine bestimmte Marktpositionierung ermöglichen, sodass eine Nachfrage bedient wird. Danach sollten sich alle Bemühungen bei der Frage nach dem Global oder Local Sourcing richten.
Weitere mögliche Faktoren, die bei der Wahl der Beschaffungsstrategie beachtet werden sollte sind außerdem:
Liefertreue
Angebotstransparenz (Keine versteckten Kosten etc.)
Geringe Fehlerquote
Reklamation Quote
Referenzen
Problemlösungsverhalten
Kulanzverhalten
Innovationsfähigkeit
Erreichbarkeit der Ansprechpartner
Preisgarantie
Bonitätsbewertung
Local vs. Global Sourcing – Das Wichtigste zusammengefasst
Die Wahl der Beschaffungsstrategie ist eine individuelle Entscheidung, die vom Unternehmen, dem jeweiligen Produkt und Umständen abhängt. Global Sourcing eignet sich für größere Unternehmen, die global ausgerichtet sind und über eine breit gefächerte Produktpalette verfügen. Diese haben meist eher die Möglichkeit, Produkte zu lagern und mit beschädigten Produkten umzugehen. Unternehmen, die für ihre Produkte Rohstoffe oder Material benötigen, welches in Deutschland nicht oder nur schlecht zu bekommen ist, können wiederum auf Global Sourcing nicht verzichten.
Gerade am Anfang einer Produktlinie steht der Aufwand vom Global Sourcing in keinem Verhältnis zum Local Sourcing. Bei einer geringen Stückmenge ist der beste Einstieg daher meist über lokale Quellen.
Für viele Unternehmen ist eine Kombination aus Global Sourcing und Local Sourcing geeignet. Die Kombination der beiden Beschaffungsstrategien bietet die Möglichkeit, Produkte dort zu beschaffen, wo sie günstig zu erwerben sind, um somit die Kosten der Produktion zu minimieren. Oft ergibt es Sinn, lokale Partner zu finden, um Produkte über den lokalen Großhandel zu sourcen. Nach einem initialen Test bietet es sich an, gemeinsam mit den Möglichkeiten des lokalen Partners verlässlich, strategisch und mit Erfahrung global zu sourcen.
Für die Suche des richtigen Partners im Local oder Global Sourcing wurde die IAW: “Europas größte Ordermesse des Handels” ins Leben gerufen. Mehr Info finden Sie hier.